Das Konzert

Am 09. Mai 2008 fand in Mitten des Holocaust Denkmals in Berlin ein einmaliges Konzert statt. Ideengeber Daniel-Jan Girl wollte damit eine neue Form der Erinnerung wagen, die im Zeichen der Verantwortung der nachfolgenden Generationen steht und durch die universelle Sprache der Musik jeden erreichen sollte.

Angesichts der Besonderheit des Ortes und seiner Aufgabe, musste natürlich sehr sorgsam abgewogen werden, in welchem Umfang und mit welchem Ablauf ein Konzert im Denkmal stattfinden konnte. Eine intensive Diskussion im Vorfeld war unvermeidbar. Das Ergebnis konnte daher nur ein eigens für diesen Anlass und diesen Ort komponiertes Werk sein – eine große Herausforderung, die Komponist Harald Weiss mit seiner Erfahrung annahm.

So fand am 09. Mai 2008 mittags unter der musikalischen Leitung von Jürgen Bruns die Generalprobe im Denkmal statt. Trotz zahlreicher Proben im Vorfeld war es auch für die Kammersymphonie Berlin das erste Mal im Denkmal selbst. Es sollte sich herausstellen, dass Harald Weiss‘s „Vor dem Verstummen“ in beeindruckender Weise im Stelenfeld des Denkmals wirkt.

Das eigentliche Konzert fand am Abend statt. Dazu wurden im Umkreis sämtliche Straßen gesperrt. Für die ca. 2.500 Besucher war es ein einmaliges Erlebnis. Das Werk wurde mit einer Pause von 15 Minuten zweimal gespielt. Während der jeweils ca. 17-minütigen Aufführung konnten sich alle Teilnehmer frei im Denkmal in Mitten der Stelen bewegen. Jeder konnte individuell seinen eigenen Weg beschreiten. Jeder konnte mit sich selbst und gleichzeitig doch auch mit allen anderen sein.

Das Konzert im Denkmal stellt einen Wen- depunkt in der Erinnerungskultur dar. Zu einer Zeit, in der die letzten Überlebenden des Holocaust ihre Geschichten noch selbst erzählen können, beginnen die nachfolgenden Generationen über sich und ihre Ver- antwortung im 21. Jahrhundert nachzudenken. „Vor dem Verstummen“ dient dabei als eine Art Aufforderung, das Gedenken und die Erinnerung niemals verstummen zu lassen.

Das Buch zeigt nicht nur die Anordnung der Musiker im Stelenfeld, sondern biete per QR Code ortsgenaue Aufnahmen, die den Charakter und das individuelle Erlebnis vor Ort nachvollziehbar machen.

Das Virtuelle Konzert

Um das Konzert im Denkmal dauerhaft erlebbar zu machen, wurde 2012 das weltweit erste virtuelle Konzert per Smartphone realisiert. Dabei wurden alle Instrumente noch einmal neu aufgenommen. Ein kompliziertes Aufnahmeverfahren musste entwickelt werden, um alle Instrumente gleichzeitig und dennoch separat aufnehmen zu können.

Jedem einzelnen Instrument und der Sängerin wurden bestimmte Geokoordinaten zugeordnet und eine völlig neue Software entwickelt. So wirken die Instrumente in einem virtuellen dreidimensionalen Raum innerhalb der Smartphone-Applikation und simulieren das Konzert im Denkmal. GPS erkennt anhand des Smartphone die Posi- tion des Hörers im Denkmal und berechnet den individuellen Klangraum für die jeweilige Position.

Um das Konzert in seiner einzigartigen Inter- aktivität erleben zu können, ist ein Besuch des Denkmals notwendig. Je nach Standort und Bewegung im Stelenfeld verändern sich auch die Instrumente – sie werden lauter oder leiser, intensiver oder schwächer. Sie erleben somit Ihr eigenes, individuelles Konzert.

Bei der Realisierung des virtuellen Konzerts entstand eine weitere Neuheit: Der erste „schlaue Stein“, der QR Cobble. Rund um das Denkmal kann per Smartphone ganz einfach durch Scannen des QR-Codes im Boden, die App zum Konzert erreicht werden.

Die Entstehung des ersten virtuellen Konzerts der Welt.